(Berlin) Bund und Länder werden die Gespräche im „Digitalradio Board“ zur Digitalisierung des Hörfunks mit öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosendern sowie weiteren Marktpartnern zügig fortsetzen, teilten deren Vertreter auf der Veranstaltung „DAB+ im Dialog 2022“ in Berlin mit. Zuvor hatten vier Arbeitsgruppen Handlungsfelder identifiziert, die unter den Marktbeteiligten weiter abgestimmt werden sollen. Die Fachgruppen sind mit Vertretern des öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunks sowie Medienanstalten besetzt und bearbeiten die Themen „Stilllegung von UKW-Frequenzen“, „Förderung der Privatradios“, „Datenerhebung zu DAB+“ und „Gemeinsame Bewerbung von DAB+“.
DAB+ als krisenfester Verbreitungsweg
Für die Länder stellte Heike Raab, Staatssekretärin in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz und Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa und Medien in Aussicht, sich im Board für ergebnisorientierte Abstimmungsrunden in positiver Gesprächsatmosphäre einzusetzen. Sie erkenne überall den Willen, aufeinander zuzugehen, um das terrestrische Radio zu sichern und den Herausforderungen durch Streaming-Dienstleister zu begegnen. Das Informationsbedürfnis der Bevölkerung sei hoch, und DAB+ biete eine neue Vielfalt, die über analogen Rundfunk nicht möglich wäre.
Für den Bund sagte Stefan Schnorr, Staatsekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Radio leiste einen wichtigen Beitrag zu Freiheit und Demokratie. Der Zugang zu DAB+ Radio sei niederschwellig und vielfältiger als UKW, da DAB+ Frequenzen effektiver nutze. DAB+ Radio trage ferner zur Sicherheit bei, indem es die Bevölkerung in Krisenzeiten über eine Alarm-Funktion warnen könne.
Für den Verein Digitalradio Deutschland sagte Stefan Raue, Intendant von Deutschlandradio: „Wir müssen uns auf Kriterien verständigen, die den Umstieg von analog auf digital definieren. Mit einheitlichen Kriterien erhalten alle Marktbeteiligten Planungssicherheit, die wiederum Vertrauen schafft. Dieses Vertrauen ermöglicht eine schnelle Digitalisierung des Hörfunks. So wird das Deutschlandradio in diesem Jahr voraussichtlich weitere sechs UKW-Antennenstandorte auf rein digitalen Empfang umstellen.“
Privatradios mit Programmaufschaltungen
Unterdessen steigt das Engagement bei den Privatradios für DAB+ weiter. Nach dem Sendestart der zweiten bundesweiten Programmplattform in 2020 und dem Launch von 16 neuen privaten DAB+ Programmen in NRW im November 2021 zeigen sich die Landesanstalt für Medien NRW sowie die Programmanbieter sehr zufrieden mit der Resonanz der Hörerinnen und Hörer. Die Medienanstalten signalisierten, die Vielfalt über DAB+ Ausschreibungen weiterhin fördern zu wollen.
Radio ist meistgenutztes Medium
In Deutschland ist Radio mit knapp 75 Prozent täglicher Nutzung das meistgenutzte Medium. Die durchschnittliche Tagesreichweite beträgt werktags mehr als 53 Millionen Menschen; die mittlere tägliche Verweildauer liegt mit 260 Minuten bei über vier Stunden, meldet die ag.ma.
DAB+ Ausbau und Absatz von Geräten
ARD und Deutschlandradio setzen den DAB+ Ausbau weiter fort. So hat Deutschlandradio angekündigt, in diesem Jahr weitere 12 Antennenstandorte in Betrieb zu nehmen. Auch die ARD-Landesrundfunkanstalten forcieren den Ausbau auf regionaler Ebene. Immer mehr Käufer entscheiden sich für ein neues DAB+ Digitalradio. Die GFU meldet in ihrem traditionell im März veröffentlichten „Home Electronics Market Index“ HEMIX für das letzte Jahr einen Absatz von 2,1 Mio. Empfängern. Im März 2021 wies der HEMIX 1,8 Mio. verkaufte DAB+ Radios aus.
„Hör, was du willst, aber hör es richtig. Mit der neuen Generation Radio.“ Diese Botschaft ist zentraler Bestandteil der nächsten bundesweiten Aktionswochen, wenn vom 16. – 29. Mai ARD, Deutschlandradio, Privatsender und weitere Mitglieder des Vereins Digitalradio Deutschland gemeinsam den digitalen Radiostandard DAB+ bewerben.
Der Digitalradio Deutschland e.V. veranstaltet regelmäßig das Netzwerkevent „DAB+ im Dialog“ mit Entscheidern von Bund und Ländern, privaten und öffentlich-rechtlichen Programmanbietern, Herstellern, Medienanstalten und Netzbetreibern. Die rund 150 Gäste informieren sich in Workshops und Paneldiskussionen über die Entwicklung von DAB+.